04.08.2015

Trattoria und Osteria

Trattoria und Osteria – Wörter des Tages - EVS Translations
Trattoria und Osteria – Wörter des Tages – EVS Translations

Nachdem wir uns mit den Unterschieden zwischen dem französischen Bistro und der Brasserie befasst haben, geht es nun weiter nach Italien, wo wir uns einmal die Trattoria und die Osteria anschauen.

Wie ein typisches Bistro ist auch eine Trattoria ein kleines, rustikales Lokal, traditionell im Familienbetrieb, in dem meist eine kleine Auswahl an regionalen Gerichten (z. B. Pesto in Genua und Spaghetti carbonara in Rom) und lokale Weine serviert werden. Viele Rezepte wurden von Generation zu Generation weitergegeben, typischerweise sind die Männer für die Kasse verantwortlich, die Kinder servieren und die Frauen kochen.

Die Trattoria war einst ein Ort, wo Straßenhändler sich zu einem ausgedehnten Mittagessen zurückzogen, der Service war eher lässig, die Menüs wurden auf Tafeln geschrieben, die Preise waren niedrig, Wein wurde aus einer Karaffe eingeschenkt, die Atmosphäre war schlicht und das Essen köstlich und nach Art des Hauses. Das Wort trattoria hat lateinische Wurzeln und im Italienischen gab das Verb traiter (behandeln, versorgen) dem Besitzer der Trattoria, dem trattore (Wirt, Inhaber eines Esslokals, einer Trattoria), seinen Namen. Das Wort ist verwandt mit dem französischen traiteur – ein kulinarischer Fachmann, Koch, Gastronom.

Das Wort trattoria tauchte in gedruckter Form im Englischen erstmalig 1832 auf, und zwar in dem Buch von William Gell über die Ausgrabungen in Pompei. Gell beschrieb die Feierlichkeiten am Pantheon in Pompei und dass diese „sich nur wenig von dem unterschieden, was die Griechen als Lesche [öffentlicher Platz, Platz des Rates, Agora] bezeichnen, und von der modernen italienischen Trattoria.”

Die heutige Osteria ist ein Esslokal, einer Trattoria sehr ähnlich, war aber früher einmal ein Gasthaus oder ein örtlicher Treffpunkt, wo alte Männer Karten spielten und ihnen der Wirt Wein aus Eichenfässern servierte. Hauptsächlich ging es um den Wein, doch in einigen Lokalen wurde auch Essen angeboten.

Das Wort osteria zur Bezeichnung einer Pension oder eines Gasthauses stammt von dem lateinischen Wort „hospite” (Gast). Früher spielte die Osteria eine wichtige Rolle im sozialen Leben der Menschen. Heute gibt es nicht mehr so viele Osterias, aber diejenigen, die übrig geblieben sind, bieten nach wie vor eine freundliche Atmosphäre und einfache, hausgemachte Mahlzeiten und kleine Gerichte an (gewöhnlich gibt es ein festes Tagesmenü mit drei Gängen). Manchmal kann man, wie in der guten alten Zeit, übernachten oder sogar sein eigenes Essen mitbringen, wenn man dazu die angebotenen Getränke bestellt.

Die älteste beurkundete Osteria in Italien geht bis ins 14. Jahrhundert zurück, aber erst im 16. Jahrhundert konnten englische Leser den Begriff in der Presse lesen.

1580 schrieb Anthony Munday in Zelauto: the Fountaine of Fame: „An dieser Osteria angekommen, trat ich ein, und die erste Person, die ich sah, war die Herrin des Hauses”.