17.01.2013

Unter dem Polarstern: arktische Gewässer sollen LNG-Versorgungsrouten revolutionieren

norwegische LNG-Anlage
Die norwegische LNG-Anlage in Hammerfest ist Europas erste Exportanlage für Erdgas (Liquefied Natural Gas) und die erste Erdgasverflüssigungsanlage

Die norwegische LNG-Anlage in Hammerfest ist Europas erste Exportanlage für gekühltes, verflüssigtes Erdgas (Liquefied Natural Gas) und die erste und weltweit nördlichste Erdgasverflüssigungsanlage. Ohne Oberflächeninstallationen und feste oder schwimmende Einheiten umfasst die Installation Unterwasser-Produktionsanlagen sowie eine 143 km lange Pipeline, die Erdgas zur Verflüssigung und für den Export zum Festland transportiert. Die jährliche Anlagenkapazität von 4,3 Mio. t an LNG basiert auf einem Verflüssigungsprozess, der für arktische Bedingungen optimiert ist – dem sogenannten MFC-Verfahren (Mixed Fluid Cascade process) zur Grundlastproduktion von LNG.

Natürlich ergeben sich aus dem Betrieb einer Verflüssigungsanlage unter den extremen arktischen Bedingungen eine Reihe spezifischer und besonders herausfordernder Probleme. Nur kurze Zeit in Betrieb, wurde Hammerfest aufgrund eines Seewasserlecks in einem Wärmetauscher des Kühlsystems wieder abgeschaltet. Seitdem sind teure regelmäßige Wartungsarbeiten und Stillstandszeiten wegen Modernisierungen Teil der betrieblichen Routine der Anlage, stellen aber auch den einzigen Weg dar, um potenzielle tödliche Situationen für die Crew und noch teurere Produktionsausfälle zu verhindern. Während das winterfest machen der Einrichtungen und Arbeitsbereiche – sprich, diese gegen Wind, Eis und Schnee zu schützen – eine große technologische Herausforderung für Statoil ist, bestätigte das im letzten Jahr durchgeführte Audit der Petroleum Safety Authority Norway (PSA), dass Hammerfest ein funktionsfähiges Managementsystem zur Risikoüberwachung und –steuerung für Mitarbeitergruppen und Arbeitsbereiche eingerichtet hat.

Hammerfest wurde vor dem Hintergrund entwickelt, Exporte in die USA zu realisieren und basierte auf der Annahme, dass ein Großteil der Produktion auf den nordamerikanischen Markt verschifft wird. Die Veränderungen in den klimatischen Bedingungen der Arktis haben die Erwartungen zusätzlich gesteigert, dass der Seeverkehr entlang der nördlichen Seeroute in den kommenden Jahren erheblich zunehmen und damit zur strategischen Bedeutung der geografischen Lage Hammerfests beitragen wird. In jüngster Zeit hat jedoch die schnelle kommerzielle Gasförderung von inländischem Schiefergas in den Vereinigten Staaten den Bedarf an Importgas gedämpft und zwingt Statoil-Funktionäre dazu ihre Exportstrategie zu überdenken. Da die schnelle See-Eisschmelze in der Arktis sowie der Standort in Hammerfest deutlich kürzere Lieferzeiten nach Asien ermöglichen, zieht Statoil nun in Erwägung die LNG-Anlage in einen Export-Knotenpunkt für die florierenden Gasmärkte Japans und Südkoreas umzuwandeln. Angesichts der nuklearen Katastrophe von Fukoshima, hat insbesondere Japan ein wachsendes Interesse an Gasimporten entwickelt und ist der weltweit größte Importeur von LNG.

Da die Nordsee als Hauptseeroute für LNG an Bedeutung gewinnt, bereiten sich andere Exporteure darauf vor in das Rennen um die Kontrolle des Eiswassers einzusteigen. Der weltweit erste LNG-Tanker, der die Nordseeroute durchquerte, wurde im Oktober der Ob River von Gazprom. Er befuhr die Route von Südkorea nach Murmansk. Der Tanker fuhr lediglich zur Routenermittlung und ohne Fracht. Aber nur einen Monat später lud das von Gazprom gecharterte Schiff seine Fracht in Snøhvit der LNG-Anlage in Hammerfest auf. 28 Tage später, am 5. Dezember 2012, kam das Schiff sicher in Tobata, Japan an und wurde der erste Tanker mit LNG-Fracht, der erfolgreich die Nordseeroute durchquert hat. Ermutigt durch die erfolgreiche Fahrt des Tankers Ob River, beauftragte Russland koreanische Werften mit dem Bau mehrerer LNG-Tanker, die die Nordsee ganzjährig befahren können.

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