21.04.2016

Poet

Poet – Wort des Tages - EVS Translations
Poet – Wort des Tages – EVS Translations

In unserem Leben wollen wir täglich etwas schaffen. Das ist eine Tatsache, und man muss gar kein Künstler oder Poet sein, um täglich etwas Kreatives zu leisten. Schließlich gestaltet jeder von uns sein Leben Tag für Tag, und das ist ja grundsätzlich auch eine Form von Kreativität.

An einem Projekt arbeiten, bei einem Film Regie führen, einen Stoff weben, ein Boot navigieren – es gibt zahlreiche Beispiele für schöpferisches Tun! Einige von uns sind Handwerker – sie schaffen etwas mit ihren Händen – sie kochen eine köstliche Mahlzeit und richten sie kunstvoll auf einer Platte an, oder sie bepflanzen einen Garten, malen Bilder, oder aber ihr persönlicher Stil ist in sich bereits eine Kunstrichtung.

Andere schaffen etwas mit ihrem Verstand – sie komponieren Musik, schreiben Bücher, spielen Schach oder entwickeln Apps für Mobiltelefone. Sogar das Kochen einer perfekten Tasse Tee, ein kleines Ritual aus dem Gewohnten zu machen, kann dem Leben eine ganz neue Perspektive geben. Ob wir es nun erkennen oder nicht, Poesie kann in allem stecken, was wir tun, und wir sind die Poeten, die jeden Tag etwas Wunderbares vollbringen.

Ganz allgemein ist ein Poet jemand, der begeisterungsfähig ist, der eine besondere Sensibilität für die Welt, einen besonderen Tiefblick, und in seiner Einstellung zum Leben eine lebhafte Vorstellungs- und Schaffenskraft besitzt.

Unser Wort des Tages – Poet – ist ein Wort mit mehreren Ursprüngen und einer interessanten und auch verwirrenden Etymologie.

Seine frühen Wurzeln gehen auf das altslawische kirchliche Wort činu, ‚’Gesetz, Urkunde, Verfügung‘, und auf Sanskrit cinoti, ‚aufhäufen, auftürmen‘ zurück, die vom Proto-Indo-Europäischen kwoiwo, ‎’stapeln, beladen, sammeln’ stammen.

Das moderne französische Wort poète betrat etwa im 12. Jahrhundert die Bühne, als Zuname für Menschen, die geistige Erzeugnisse hervorbringen. Sein Stammwort, das lateinische poeta, hatte nämlich die Bedeutung ‚Schreiber von Versen‘, bedeutete aber gleichzeitig auch ‚jemand mit großem Geschick‘, ebenso wie im Altgriechischen, wo es ‚Schöpfer, Autor, Urheber, Komponist‘ bedeutete.

In den beiden folgenden Jahrhunderten wurde das Wort von einem Zunamen zu einer Bezeichnung für Schriftsteller und Sänger.

In der englischen Sprache erschien das Wort erstmalig in gedruckter Form im späten 14. Jahrhundert in der Wycliffite Bible, wo es den kanonischen Verfasser von Gedichten und Versen bezeichnete.

Und gleichzeitig ersetzte das Wort poet allmählich das altenglische Wort scop, das man für alle möglichen Verfasser oder Schreiber von literarischen Werken gebrauchte und das erstmalig im 9. Jahrhundert in der Schriftsprache erwähnt wurde.

Der erste nicht biblische Gebrauch des Wortes poet findet sich in The Canterbury Tales, wo 1390 Geoffrey Chaucer in The Monk’s Tale seiner Wertschätzung für den italienischen Dichter Dante Alighieri und seine Göttliche Komödie Ausdruck verleiht.

 In schriftlichen Aufzeichnungen aus dieser Zeit bezeichnet das Wort Poet ganz allgemein einen Verfasser von Literatur, ob es sich nun um Gedichte, Prosa oder eine andere Literaturform handelt.

 Und Anfang des 19. Jahrhunderts bezeichnete man mit dem Wort generell eine Person, die mit Kreativität und Phantasie in jeglicher Kunstform tätig ist.

So beispielsweise in der Übersetzung von Alphonse de Lamartine, Travels in the East: “The poet,..—and by poet I mean whoever creates ideas in bronze, in stone, in prose, in words, or in rhymes—the poet stirs up only what is imperishable in nature and in the human heart. “