29.10.2020

XBRL (eXtensible Business Reporting Language)

XBRL (eXtensible Business Reporting Language) – Wort des Tages
XBRL (eXtensible Business Reporting Language) – Wort des Tages – EVS Translations

Als US-Vizepräsident Mike Pence vor einigen Wochen bei der Vizepräsidentschaftsdebatte seiner demokratischen Herausforderin Kamala Harris gegenüberstand, sagte er den bemerkenswerten Satz: „Sie haben ein Recht auf Ihre eigene Meinung, aber nicht auf Ihre eigenen Fakten.“ Von der politischen Aussage des Mike Pence einmal abgesehen, lässt sich dieses Zitat – besonders im Kontext einer Debatte – auch auf das Geschäftsleben anwenden. Auch hier werden immer wieder bestimmte Informationen heruntergespielt, um dafür andere hervorzuheben, Form und Flair haben Vorrang vor Fakten und die Aktualität der Daten ist entscheidend.

Wir alle wissen: Wissen ist Macht. Doch der universelle und rechtzeitige Zugang zu zuverlässigen Informationen ist seit jeher schwer zu gewährleisten. Geschäftsberichte von Unternehmen werden zwar eher als PDFs in der Cloud gespeichert als in Form physischer Papierstapel (erfahren Sie mehr über die Vorteile einer Veröffentlichung digitaler Geschäftsberichte), doch die Daten in diesen Dateien lassen sich nicht effizient und einheitlich extrahieren und analysieren. XBRL (eXtensible Business Reporting Language) wurde von Regierungen, Aufsichtsbehörden und internationalen Großunternehmen in Zusammenarbeit entwickelt und bietet Unternehmen und anderen Stakeholdern eine gemeinsame, standardisierte Methode für den Abruf und Austausch von Berichtsdaten.

PWC hat hier eine passende Analogie gefunden und XBRL mit einem Barcode verglichen – mit dem Unterschied, dass der Barcode keine Informationen über ein physisches Produkt, sondern Finanzinformationen enthält. Es liegt auf der Hand, dass es viele mögliche Vorteile birgt, Finanzinformationen transparenter und besser zugänglich zu machen: schnellere, effizientere Entscheidungsprozesse in Unternehmen selbst und für Stakeholder, weniger Datenfehler, geringere Kosten für die Vorbereitung, Verbreitung und Anwendung von Informationen und eine insgesamt stärkere Datenautomatisierung sowie weniger Papierverbrauch.

Lassen Sie es uns XBRL gleichtun und uns der Bedeutung des Begriffs „Extensible Business Reporting Language“ nähern, indem wir ihn in leicht verständliche Einzelteile aufschlüsseln und diese analysieren. Language stammt vom altfranzösischen language und lateinischen lingua („Zunge“). Im Sinne von Befehlen und Daten, die durch einen Computer verarbeitet und ausgeführt werden, wurde der Begriff erstmals in einer 1947er-Ausgabe der Zeitschrift The American Mathematical Monthly verwendet. Reporting, das Verbalsubstantiv, das den Verwendungszweck der Sprache näher bestimmt – nämlich einen Bericht zu etwas abgeben – lässt sich über das altfranzösische reporter auf das lateinische reportare („etwas zurückbringen“ oder im übertragenen Sinne „berichten“) zurückführen. Es wurde erstmals um 1439 in John Lydgates The Fall of Princes (auf der Grundlage von Giovanni Boccaccios Werk De Casibus Virorum Illustrium, Vom Schicksal berühmter Männer) verwendet. Der Gegenstand der hier thematisierten Berichtssprache – Business – stammt wiederum vom northumbrischen bisignes, das ursprünglich so viel bedeutete wie „mit Vorsicht und Sorgfalt durchgeführte Tätigkeit“. Im heute von uns verwendeten Sinne von Geschäftstätigkeit und Gewinnstreben dagegen tauchte es erstmals 1478 in einer Briefsammlung einer Familie Londoner Wollhändler auf, den sogenannten Cely Letters. Die Bestimmung des Spektrums der Geschäftsberichterstattung, das die Sprache abdeckt (extensible, d. h. „in jede beliebige Richtung ausdehnbar“), lässt sich schließlich auf das französische extensible zurückführen, welches seinerseits auf das lateinische extendere („ausbreiten“) zurückgeht und über das Dictionary of the French and English Tongues von 1611 seinen Weg in die englische Sprache fand.

Mehr über die neue Anforderung der Veröffentlichung von Geschäftsberichten in XBRL finden Sie in unserem Artikel XBRL – die neue Sprache der Geschäftsberichterstattung?